Jugendverbände gegen Rassismus

Artikel vom Bundesjugendring

"Eine Welle der Gewalt zieht durch Deutschland: Im Westen und Osten werden […] Ausländerinnen und Ausländer, insbesondere jene, die sich in unserem Land um Asyl bewerben oder bereits als Flüchtlinge anerkannt sind, verfolgt und terrorisiert." (DBJR-Beschluss Nr. 30/91)
Es ist bitter: Bereits 1991 haben wir, der Deutsche Bundesjugendring, in einem Beschluss die Aggressivität, Gewalttaten, Mord- und Brandanschläge und die Gleichgültigkeit oder gar offene Zustimmung in der Bevölkerung dazu verurteilt. 24 Jahre später könnten wir diesen Beschluss angesichts der unerträglichen rassistischen Hetze gegen Asylsuchende in Deutschland nahezu gleichlautend wiederholen: Wir sind fassungslos angesichts der Stimmung in unserem Land gegenüber Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten und sich nichts mehr wünschen als Frieden und Sicherheit. Es ist beschämend, dass Politikerinnen und Politiker derart verantwortungslos Vorurteile schüren, zwischen "erwünschten" und "nicht erwünschten" Geflüchteten unterscheiden und mit Parolen wie "Wir sind nicht das Sozialamt der Welt!" in den Medien Ängste in der Bevölkerung schüren.

Wir sind der festen Überzeugung, dass unser Land von Zuwanderung vor allem profitieren kann und wir nicht nur angesichts eines drohenden Fachkräftemangels unsere Türen und Arme für Geflüchtete öffnen, sondern weil es unserer Verantwortung entspricht und gut für uns ist. Wir sagen "Willkommen in Deutschland!", weil das zu den Grundsätzen unserer Arbeit in den Jugendverbänden gehört: Solidarität, Mitmenschlichkeit und der Einsatz gegen rassistische und nationalistische Tendenzen. Zur Zeit zeigen tausende Ehrenamtliche im unermüdlichen Einsatz für Geflüchtete, dass der braune Mob nicht die Mehrheit in unserem Land darstellt. Und dennoch sind die Bilder aus Freital, Heidenau, Weisach im Tal und anderswo schockierend und nicht zu tolerieren als schlichte "Asylkritik" oder sogar als bloße Besorgnis zu verharmlosen. Es handelt sich hier um terroristische Angriffe auf die Zivilgesellschaft, auf uns alle. Das – ebenso wenig wie Rassismus im Alltag – nehmen wir nicht hin.
"Wehret den Anfängen!" darf keine hohle Phrase sein. Denn der Hass ist schon bei uns angekommen.